Wasser unterwegs

Es gibt Pferde, die unterwegs die Aufnahme von ungewohntem Wasser verweigern. Dies selbst bei großer Hitze und hohem Bedarf des Körpers zur  Wasseraufnahme! Hier droht schnell die Dehydrierung des Pferdes!  

Offensichtlich bevorzugen diese Pferde das Wasser im Heimatstall, an dessen Geruch und Geschmack sie sich gewöhnt haben. Insbesondere für den Wanderreiter ergeben sich hieraus Probleme, denn es ist fast unmöglich, heimisches Wasser, in ausreichender Menge, unterwegs zur Verfügung zu stellen.  

Unabhängig von der Frage, ob sich solche Pferde grundsätzlich für längere Wanderritte eignen, kann man versuchen, einen kleinen Trick anzuwenden.  

Wenn im Heimatstall nicht aus Selbsttränken, sondern aus größeren Wasserbehältern getränkt wird, sollte man dem Wasser gelegentlich einen Schuss Apfelessig hinzufügen, so dass sich die Pferde nach und nach an diesen Geschmack gewöhnen. Auf dem Wanderritt unterwegs wird dann dem fremden Wasser ebenso Apfelessig hinzugefügt, wodurch viele Pferde „überlistet“ werden können.  

Das Tränken aus einem sauberen Bachlauf oder direkt aus einer Quelle heraus, ist natürlich nach wie vor so nicht möglich. Hier muss in jedem Fall ein faltbarer Wassereimer oder ein anderes geeignetes Gefäß zur Verfügung stehen.

 

Wasserqualität unterwegs

Insbesondere im Sommer bei hohen Temperaturen und auch bei anstrengenden Touren, auf denen die Pferde stark geschwitzt haben, besteht die Notwendigkeit immer für genügend Tränkwasser der Pferde zu sorgen. Andernfalls droht hier schnell die Dehydration der Pferde. 

Üblicherweise hat der Rittführer die Rastplätze so gewählt oder organisiert, dass zumindest an den Rastplätzen ausreichend Wasser zum Tränken zur Verfügung steht. Aber auch zwischen den Rast- und Pausenplätzen bei längeren Strecken sollte zumindest die Möglichkeit bestehen, die Pferde bei extremer Witterung auch zwischendurch tränken zu können.

Handelt es sich bei den Tränkmöglichkeiten um natürliche Wasservorkommen, entsteht die Frage, ob das vorhandene Wasser auch zum Tränken der Pferde geeignet ist. Viele Bäche, Tümpel, Teiche und Seen sind insbesondere in stärker besiedelten Gebieten so stark belastet, dass sich das Wasser nicht zum Tränken der Pferde eignet. Ist die Wasserqualität nicht ausreichend, das Wasser eventuell sogar stark belastet, sind u. a. Koliken und Vergiftungserscheinungen auf dem Ritt zu befürchten! Der Rittführer muss also in der Lage sein, zumindest eine grobe Einschätzung der vorliegenden Wasserqualität vorzunehmen, um eventuellen schweren Schäden vorbeugen zu können.

Bei der Suche nach einer geeigneten Stelle zum Tränken sollte sich der Rittführer zuerst Gedanken um das Umfeld machen. Zunächst ist einmal davon auszugehen, dass voraussichtlich das Wasser in Richtung der Quelle sauberer sein wird, als an einem Bachlauf mitten im dicht besiedelten Gebiet. Oberhalb von Ortschaften oder gar Industriegebieten, sauberer wie unterhalb. Dies ist zwar noch keine Garantie für ausreichende Wasserqualität, aber derartige Überlegungen und darauf ausgerichtete Handlungsweisen helfen dabei, so gering wie möglich belastetes Wasser zu finden. Hier ist der gesunde Menschenverstand gefragt!  

Sensorische Prüfung

Zunächst sind unbekannte Gewässer mit Auge und Nase zu prüfen. Wenn das Wasser stinkt, oder sogar ein Ölfilm darauf schwimmt ist es keinesfalls geeignet. Ebenso spricht Schaum auf dem Wasser für eine starke Belastung durch Chemikalien.

Bei einem fliesenden Gewässer sollte man einen Bereich von mindestens ca. 200 Meter oberhalb der vorgesehenen Tränk- oder Entnahmestelle aufwärts in Augenschein nehmen. Werden in diesem Bereich Tierkadaver bemerkt (z.B. tote Fische aber auch andere Kadaver am Ufer), ist das Wasser ebenfalls nicht geeignet. Hier droht neben Erkrankungen durch das eventuell belastete Wasser (z.B. durch Chemikalien) auch noch Botulismus!

Finden sich an feuchten Stellen am Ufer des Gewässers Spuren von Wildtieren, ist dieses als gutes Zeichen zu werten.

An der Entnahmestelle kann man einige Steine aus dem Wasser entnehmen und deren Oberfläche abtasten. Ist die Oberfläche rau, so ist dies ein Anzeichen dafür, dass keine größere organische Belastung (Algen) im Wasser vorhanden ist. Ist die Oberfläche glatt und glitschig, so besteht eine organische Belastung im Wasser. Dies wäre ein Indiz für einen zu geringen Sauerstoffgehalt des Wassers, was zum „Umkippen“ eines Gewässers führen kann.

Wenn auch nicht jedes Kleinlebewesen ein Indikator für eine gute Wasserqualität ist, so kann man dennoch sagen, dass in einem unbelasteten Gewässer eine reichhaltige Artenvielfalt an Lebewesen anzutreffen ist. Allerdings bestimmte andere überhaupt nicht (z.B. Schnecken, Egel, Wasserassel etc.).

Höchste Vorsicht dagegen ist angeraten, wenn zwar vielleicht viele Lebewesen zu sehen sind, diese jedoch überwiegend einer Gattung angehören und kaum eine Artenvielfalt festgestellt werden kann! Dort ist – aus welchen Gründen auch immer – das ökologische Gleichgewicht gestört, was Indiz für eine hohe Belastung sein kann.

Gewässer werden in Güteklassen eingeteilt.[1] Dabei bedeuten:

  • Güteklasse I: unbelastet bis sehr gering belastet. Charakteristische  Organismen: Köcherfliegenlarven und Steinfliegenlarven

  • Güteklasse I-II: gering belastet

  • Güteklasse II: mäßig belastet: Zeigerorganismen: Schnecken

  • Güteklasse II-III: kritisch belastet

  • Güteklasse III: stark verschmutzt: Zeigerorganismen: Wasserasseln, Egel

  • Güteklasse III-IV: sehr stark verschmutzt: Zeigerorganismen: Schlammröhrenwürmer und rote Zuckmückenlarven

  • Güteklasse IV: übermäßig verschmutzt  (Geruch nach Schwefelwasserstoff)

  • Güteklasse V: ökologisch zerstört

Da alle Übergänge fließend möglich sind, können wir anhand der o. a. Einteilung mit einiger Sicherheit feststellen, dass ein Fließgewässer der Güteklasse I – II mit dem Status unbelastet bis gering belastet dann vorliegt, wenn wir Köcherfliegenlarven und Steinfliegenlarven finden, aber noch keine Schnecken, Wasserasseln, Egel oder Röhrenwürmer. Diese Gewässer eignen sich sehr gut zum Tränken der Pferde.  

Verschmutzung durch Schlamm

Insbesondere nach starken Regenperioden kann es sein, dass das Wasser durch Schwebeteilchen (aufgewühlter Schlamm etc.) stark verschmutzt ist. An sich nicht gefährlich, aber sicher auch nicht gesund. Man kann dieses Wasser aber dadurch vorfiltern, indem man am Uferrand nahe des fliesenden Wassers (ca. 50 cm) ein kleines Loch gräbt. In weichem Boden (Sand, weiches Erdreich etc.) geht das auch ohne Hilfsmittel mit dem Fuß. Das dann dort einsickernde Wasser wird durch das Erdreich vorgefiltert und ist deutlich klarer.

Zeigerorganismen

Das Vorhandensein von so genannten Zeigerorganismen spricht für eine gute Wasserqualität. Hierzu gehört unter anderem der Bachflohkrebs:  

Der Bachflohkrebs lebt im Süßwasser, in Seen und Mooren ebenso wie in fließenden Gewässern Europas und lebt in Ufernähe bis zu einer Tiefe von 2 m. Im Winterhalbjahr sind sie vorwiegend unter den Steinen zu finden. Im Gegensatz zur Wasserassel findet man sie aber nie in fauligem Wasser oder in Buchenlaubtümpeln. Der Bachflohkrebs benötigt zum Gedeihen einen hohen Sauerstoffgehalt des Wassers. Der Körperbau wird durch eine klassische Dreigliederung geprägt; er ist in Kopf, Brust und ein Übergangsteil eingeteilt. Bachflohkrebse erreichen eine Größe von 15 bis 24 mm.

Auch das Vorhandensein von Köcherfliegenlarven im Wasser spricht für eine sehr gute Wasserqualität.

Insbesondere nach starken Regenperioden kann es sein, dass das Wasser durch Schwebeteilchen (aufgewühlter Schlamm etc.) stark verschmutzt ist. An sich nicht gefährlich, aber sicher auch nicht gesund.

Man kann dieses Wasser aber dadurch vorfiltern, indem man am Uferrand nahe des fliesenden Wassers (ca. 50 cm) ein kleines Loch gräbt. In weichem Boden (Sand, weiches Erdreich etc.) geht das auch ohne Hilfsmittel mit dem Fuß. Das dann dort einsickernde Wasser wird durch das Erdreich vorgefiltert und ist deutlich klarer.

Achtung!
Als Trinkwasser für den Menschen ist dieses Wasser – und mag es noch so klar sein – auf keinen Fall geeignet! Hierfür müsste es mindestens 10 Minuten abgekocht werden um die meisten Krankheitserreger abzutöten. Oder aber besser noch  mit chemischen Mitteln behandelt werden (z.B. Micropur Forte® - Mitnahme sinnvoll auf Wanderritten)  

  [1] Zitat aus: H. W. LUDWIG: Tiere in Bach, Fluss, Tümpel, See; BLV Bestimmungsbuch, 2.Aufl.,1993 München

Auszug aus dem Handbuch für Rittführer von H. Seifert)